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Parade der Diktatoren

Die erste Ausgabe des 8MRD-Newsletters.

Mathias Peer Von Mathias Peer
19. Februar 2016, Brunei, China, Indien, Kambodscha, Thailand

Liebe 8MRD-Leser, ich begrüße Sie zur ersten Ausgabe unseres Newsletters. Barack Obama hatte in dieser Woche ungewöhnliche Dinner-Gäste: EinenMilitärmachthaber aus Thailand, einenautoritären Herrscher aus Kambodscha, Bruneis absolutistisch regierenden Sultan und die kommunistischen Anführer aus den Einparteienstaaten Laos und Vietnam. Das zweitägige Treffen in Kalifornien nannte sich offiziell US-Asean-Gipfel. Die Washington Post fand einen anderen Ausdruck treffender: Parade der Diktatoren.

Dass es die meisten Regierungen in Südostasien mit Demokratie und Menschenrechten derzeit nicht so genau nehmen, hat die Organisation Human Rights Watch ausführlich dokumentiert. Angesichts dessen klingt es wie Hohn, wenn die Regierungschefs, die ihre Kritiker unterdrücken und festnehmen lassen, in der Abschlusserklärung davon sprechen, die „Demokratie zu stärken und die Menschenrechte zu schützen“.

Wie das im Fall von Thailand zu verstehen ist, beschreibt der Economist in seiner aktuellen Ausgabe: Die Generäle hätten nun„einen neuen Plan, Thailand vor der Demokratie zu schützen“.

Ein Mitspracherecht haben Sie in jedem Fall bei 8MRD.COM: Schreiben Sie mir Ihre Tipps, Anregungen oder Anekdoten aus aller Welt an: mathiaspeer@8mrd.com.

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Indien rätselt über das 3,30-Euro-Smartphone: Eine Firma namens Ringing Bells verspricht, eine Art iPhone-Kopie für 251 Rupien zu verkaufen. Für diesen Preis bekommt man bei Domino’s in Neu Delhi gerade einmal eine kleine vegetarische Pizza. Die internationale Presse übernimmt die Behauptung des Herstellers, ohne große Zweifel anzumelden. In Indien ist man da schon skeptischer, ob es wirklich möglich ist, ein Smartphone für so wenig Geld auf den Markt zu bringen. Dass die Webseite, auf der seit gestern Bestellungen angenommen werden, schon nach wenigen Minuten zusammenbrach, ließ das Technologieunternehmen nicht unbedingt vertrauenswürdiger aussehen. Kunal Anand hat die Merkwürdigkeiten des Falls zusammengetragen.

Brunei geht das Geld aus: Der Sultan von Brunei vertrat bei dem Treffen mit US-Präsident Obama in Sunnylands diese Woche das kleinste südostasiatische Land. Trotzdem hatte er den größten Auftritt: Hassanal Bolkiah, der nicht nur über ein Vermögen von rund 20 Milliarden Dollar, sondern auch über eine Pilotenlizenz verfügt, steuerte seinen Regierungsjumbo offenbar persönlich zum Tagungsort. In der Heimat gerät der fliegende Sultan aber zunehmend in Turbulenzen: Bisher konnte er seinen Untergebenen dank Bruneis Ölreichtum kostenfreie Bildung und Gesundheitsversorgung garantieren, ohne von ihnen auch nur einen Cent an Einkommensteuern zu verlangen. Doch der niedrige Ölpreis sorgt nun für erhebliche Finanzprobleme.

Der absurdeste Krieg der Welt geht weiter: Seit über drei Jahrzehnten bekriegen sich Indien und Pakistan um einen großen Klumpen an nutzlosem Eis. Die ungeklärte Frage, wem der Siachengletscher im Norden Kaschmirs gehört hat bereits Hunderte Menschenleben gekostet. Nicht etwa, weil die Kriegsparteien so oft aufeinander schießen, sondern weil die Soldaten auf über 6000 Meter Höhe reihenweise erfrieren oder von Lawinen verschüttet werden. Die Leichen weiterer Opfer wurden diese Woche nach Neu Delhi gebracht. Warum die Regierung an ihrer zweifelhaften Strategie festhalten will, haben wir hier zusammengefasst.

Chinas Raketen zünden diplomatisches Feuerwerk: Dass China auf einer umstrittenen Inselgruppe im Südchinesischen Meer seit neuestem Boden-Luft-Raketen mit Hunderten Kilometer Reichweite stationiert hat, ist eigentlich durchaus bemerkenswert. Es geht schließlich um eine Region voller Territorialkonflikte mit Staaten wie Vietnam, Malaysia, Taiwan, Brunei und den Philippinen. Die Regierung in Peking kann trotzdem nicht verstehen, warum sich die Weltpresse auf die Neuigkeit stürzt. Man solle besser über die neuen Leuchttürme berichten, heißt es aus Peking. Warum es um die paar Inseln der Region überhaupt so viel Streit gibt, wird hier erklärt.

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Auf unserem Weg zu acht Milliarden Menschen gab es diese Woche wieder ein paar neue Meilensteine zu vermelden. China hat laut Hochrechnung am Montag die Marke von 1,38 Milliarden Einwohnern überschritten. Indien wuchs am Dienstag über eine neue Millionenmarke hinaus und Kirgisistan hat seit heute erstmals mehr als sechs Millionen Einwohner. Sollte das ein Grund zum Feiern sein, sagen wir: Herzlichen Glückwunsch! Laufende Updates zum Stand der Weltbevölkerung bekommen Sie in unserem Liveblog und bei Twitter.

Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende!

Viele Grüße aus Bangkok

Mathias Peer

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