Indien

In Indien ist Trinkwasser jetzt teurer als Erdöl

Das liegt am zuletzt gefallenen Ölpreis - aber vor allem an der dramatischen Wasserknappheit im Land.

Frederic Spohr Von Frederic Spohr
13. Januar 2016, Indien
In Indien wird das Wasser knapp. Vinoth ChandarCC BY 2.0

Immer wenn ich mit dem Fotografen Harsha Vadlamani in einem indischen Dorf unterwegs bin, lässt sich Harsha ein Glas ungefilters Wasser aus der Leitung oder dem Dorfbrunnen geben. Harshas erklärtes Ziel ist es, gegen alle Bakterien und Keime, die sich im indischen Wasser tummeln, eine Resistenz zu entwickeln.  Ein heikles Unterfangen: Die NGO Water.org schätzt, dass in Indien täglich rund 1600 Menschen an Durchfall sterben, den sie sich durch verunreinigtes Wasser eingefangen haben.

Normale Inder filtern deswegen ihr Leitungswasser – oder Vertrauen auf abgefülltes Wasser aus der Flasche. Doch das ist teuer, teurer als in Deutschland. Der TV-Sender NDTV hat jetzt ausgerechnet, dass in Indien mittlerweile sogar Erdöl billiger als eine Wasserflasche am Straßenstand ist. Bei einem Barrel-Preis von etwa 30 US-Dollar kommt man umgerechnet auf etwa 12 Rupien pro Liter. Das ist 20 Prozent billiger als eine Ein-Liter-Wasserflasche, die an einem indischen Kiosk etwa für 15 Rupien (etwa 20 Euro-Cent) zu haben ist.

In Deutschland, das bei Konsumgütern normalerweise ein viel höheres Preisniveau hat als Indien, ist abgepacktes Wasser deutlich billiger. Bei Aldi Nord kostet ein Liter 13 Cent – 35 Prozent weniger als in Indien.

Warum ist Wasser in Indien so teuer? Ein Grund dürfte sein, dass sauberes Wasser ziemlich knapp ist. Leitungswasser ist, wenn überhaupt verfügbar, gefährlich. Rund 77 Millionen Inder haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Sobald man sich es sich leisten kann, steigt man auf Flaschenwasser um.

In vielen Regionen herrscht außerdem Trockenheit, was die Kosten von Transport und Abfüllung nach oben treibt. So suchen indische Wissenschaftler in ihrer Not bereits nach einem mythischen Fluss, dem Saraswati, der mittlerweile unterirdisch verlaufen soll. Die Erfolge sind jedoch bescheiden, die wissenschaftlichen Beweise ohnehin recht dürftig. Viele Experten raten dazu, lieber bestehende Flüsse zu schützen, statt nach neuen zu suchen.

Dafür dass die Inder für ihr abgepacktes Wasser so viel bezahlen müssen, bekommen sie außerdem noch eine ziemlich schlechte Qualität: Die Lebensmittelaufsicht im Bundesstaat Maharashtra hat 2015 bei einem Test die Hälfte aller getesteten Proben als unsicher eingestuft. Wie die „Times of India“ berichtet, entsprechen rund 90 Prozent der Abfüller nicht den gesetzlichen Standards in Indien.

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1 Kommentar
  1. […] Klar, in Indien ist es um diese Jahreszeit immer heiß und trocken. Aber dieses Jahr ist es anders: Indien leidet an der schlimmsten Dürre seit Jahren. Die Regierung hat diese Woche bekanntgegeben, dass mehr als 300 Millionen Menschen von der Dürre betroffen sind – und geht davon aus, dass sich die Zahl noch erhöhen wird. Sie schickt bereits Millionen Liter fassende Wasserzüge durch das Land, um den Menschen in den Notstandsgebieten zu helfen. Wie teuer Trinkwasser in Indien ist, haben wir hier schon einmal beschrieben. […]

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