Indiens Yoga-Minister im Interview

8MRD spricht mit Shripad Yesso Naik über den geschäftigen Yoga-Guru Baba Ramdev und traditionelle indische Heilkunst-

Frederic Spohr Von Frederic Spohr
21. Juni 2016, Indien
Menschen machen Yoga am Ganges. Foto: <"a href="https://www.flickr.com/photos/brianholsclaw/4651532124/">Brian Holsclow , CC BY-SA 2

Indien hat einen Yoga-Minister, der offiziell Minister für Ayurveda, Yoga, Naturheilkunde, klassische arabische Medizin, Vervollkommnung und Homöopathie heißt. Am heutigen Dienstag ist außerdem der zweite offizielle Yoga-Tag der Vereinten Nationen – er wurde von Indien initiiert und von der UN-Vollversammlung verabschiedet.

Der indische Hype um Yoga hat auch einem Guru geholfen, der mittlerweile einer der bekanntesten Unternehmer Indiens ist: Baba Ramdev, Mitgründer und Maskottchen des Lebensmittelkonzerns Patanjali. Grund genug für 8MRD, einfach mal bei dem Yoga-Minister Shripad Yesso Naik anzurufen.

Yoga-Minister Shripad Yasso Naik. Foto: Biswarup Ganguly, CC BY-SA 3

Yoga-Minister Shripad Yasso Naik. Foto: Biswarup Ganguly, CC BY-SA 3


Herr Minister Naik, haben Sie heute schon Yoga-Übungen gemacht?

Ja, das mache ich jeden Tag.

Warum braucht Indien eigentlich einen Yoga-Minister?

Wir wollen Yoga und Ayurveda auf der ganzen Welt verbreiten. Yoga gehört nicht nur Indien, es gehört der ganzen Welt. Es hat keine Nebewirkungen, ist günstiger als Medikamente und macht gute Bürger. Jeder sollte es anwenden.

Das dürfte auch nach dem Geschmack von Yoga-Guru Baba Ramdev sein, der das Aushängeschild und Mitgründer der Marke Patanjali ist.  Das junge Unternehmen produziert mittlerweile so ziemlich jedes Lebensmittel und vermarktet sie als besonders natürlich: von Cornflakes über Kekse bin hin zur Zahnpasta. Ramdev ist durch seine Yoga-Show im TV berühmt geworden.

Pantanjali wächst in Indien so schnell, dass es Analysten zufolge sogar westlichen Lebensmittel-Konzernen gefährlich wird. „Der Erfolg von Patanjali hat Sorgen ausgelöst, dass er Auswirkungen auf etablierte Marken haben könnte“, zitiert die FT die britische Großbank HSBC. „Und unsere Analyse zeigt, dass die Gefahr wahr ist.“ Die Zahnpastamarke Colgate leidet beispielsweise in Indien schon unter dem Run auf das Ramdev-Produkt.

Der Guru reitet dabei auf einer Welle des Patriotismus und der Rückbesinnung auf traditionelle Werte, die auch von der indischen Regierung angeschoben wird – wie jetzt zum Beispiel mit dem Yoga-Tag. Bei einigen Rahmenveranstaltungen zum Event ist Ramdev ganz vorne mit dabei. Vergangenes Wochenende leitete er eine Massenveranstaltung mitten in Neu-Delhi mir rund 30.000 Menschen, und holte sich davor kurz noch Lorbeeren von Indiens Finanzminister Arun Jaitley. 

 

Die Regierung scheint eng mit dem geschäftlich erfoglreichen Guru Baba Ramdev zusammenzusarbeiten.

Baba Ramdev leistet einen wichtigen Beitrag dazu, Yoga und Ayurveda-Produkte überall bekannt zu machen. Er hat allerdings sein eigenes Business. Das heißt, wir unterstützen ihn nicht finanziell.  Aber natürlich begrüßen wir es, wenn er Erfolg hat. Viele Leute mögen seine Medizin und seine Produkte. Das ist auch gut für die indische Wirtschaft. 

Traditionelle indische Medizin und Wirtschaft. Das klingt nach einem Widerspruch.

Ayurveda-Produkte sind eine Medizin und jemand muss diese Medizin produzieren. Da gibt es es keinen Widerspruch. So können viele Arbeitsplätze entstehen.  

Baba Ramdev steht allerdings auch in der Kritik. Patanjali wurde schon von Aufsichtsbehörden und Experten beschuldigt, irreführende Werbung zu schalten, Zutaten falsch zu beschreiben und Konkurrenten in den Schmutz zu ziehen. Der angesehene indische Wissenschaftler Pushpa M. Bhargava wirft dem Unternehmen vor, schlichtweg Unsinn zu verbreiten – zum Beispiel das Diabetes durch Viren ausgelöst werde.

Gerade bei Gesundheitsthemen machen Unternehmen aber auch viele falsche Versprechen. Mittlerweile werden auch Kekse als gesundes Ayurveda-Produkt verkauft, zum Beispiel von Ramdev. 

Ramdev macht hauptsächlich Ayurveda-Produkte. Klar ist, dass der indische Staat kontrollieren muss, ob Waren tatsächlich Ayurveda-Standards einhalten, wenn damit geworben wird. Wir kontrollieren das bereits, aber wir wollen uns hier noch verbessern.  Wir werden übrigens auch bald damit anfangen, Yoga-Organisationen zu zertifizieren.

Wie verhält sich die indische Heilkunde zur Schulmedizin?

Es sollte keine Konkurrenz zwischen Schulmedizin und indischer Heilkunde geben. Jede Therapie hat ihe Stärken und Schwächen. Manche Krankheiten müssen mit der Schulmedizin behandelt werden, aber es gibt auch Krankheiten die durch Yoga und Ayurveda eingedämmt werden können. Was immer dem Patienten hilft, muss eben angewendet werden.

Herr Minister, wir danken Ihnen für das kurze Gespräch

 

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