Trump

Eine Welt der Verlierer

Die Weltwirtschaft in ein Nullsummenspiel zu verwandeln, hilft niemandem.

Philipp Mattheis Von Philipp Mattheis
3. Februar 2017, China, Naher Osten, Türkei

Philipp Liebe Leserinnen und Leser, zur Zeit scheint kein Tag zu vergehen, an dem nicht eine Eil-/Horrormeldung im Zusammenhang mit Donald Trump erscheint. Das Freihandelsabkommen TPP kündigt er mit einer Unterschrift, Flüchtlinge aus sieben Ländern des Nahen Ostens dürfen für 120 Tage nicht mehr in die USA reisen, die Mauer zu Mexiko wird tatsächlich gebaut.

Man muss deswegen nicht gleich in Hysterie verfallen – noch immer glauben viele – zumeist Rechtskonservative und Libertäre – die traditionsreiche amerikanische Demokratie und ihre Institutionen werden Trump schon zähmen oder versuchen das Positive zu sehen: So weist Thomas Meyer in seiner FAZ-Kolumne auf das disruptive Potenzial Trumps hin und vergleicht ihn mit einem „Hau-den-Lukas“-Typ im Gegensatz zu all den bürokratischen „Mikado-Spielern“ der EU.

Ja, vielleicht wird alles nur halb so schlimm werden, wie Trumps Gegner befürchten. Vielleicht wird Trump die Welt einfach ein bisschen durchschütteln. Hoffen wird es.

Eines aber ist klar: Die Welt, für die Trump und sein Team eintreten, ist eine geschlossene. Es ist eine Welt, die anstatt auf Vernetzung auf Grenzen setzt, die zwischen innen und außen unterscheidet und in Gewinner und Verlierer einteilt. Das zeigt sich im Einreise-Verbot für Flüchtlinge, es zeigt sich im Bau der Mauer zu Mexiko und es zeigt sich auch im ökonomischen Protektionismus. Wirtschaftlich können die Konsequenzen für die USA höchstens kurzfristig positiv sein. Es ist möglich, dass Trumps Investitionen in die Infrastruktur und Steuererleichterungen für amerikanische Konzerne einen Boom entfachen. Aber abgesehen davon, dass Protektionismus Wirtschaft in ein Nullsummenspiel verwandelt, und damit wieder jedem Gewinner ein Verlierer gegenübersteht, wird der Boom ein kurzfristiger sein.

Am Ende wird es nur Verlierer geben – in den USA und überall auf der Welt.

Eine Welt, in der dagegen Waren – und Personen – frei verkehren können, produziert Gewinner. Damit sind Verteilungsprobleme noch nicht gelöst – aber es gibt mehr zu verteilen und nicht weniger.

Viele Grüße aus Istanbul
Philipp Mattheis

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