Geschäfte in Kambodscha

Warnung an Adidas

Ein Bericht zeigt die Geschäfte ausländischer Konzerne mit Kambodschas umstrittenem Machthaber Hun Sen.

Mathias Peer Von Mathias Peer
8. Juli 2016, Kambodscha
Kambodschas Machthaber Hun Sen im Januar 2014, Foto: IAEA Imagebank, CC BY-SA 2.0

Korruptionswächter haben internationale Konzerne wie Adidas, Apple, Nestlé und Procter & Gamble (P&G) davor gewarnt, Geschäfte mit dem Familienclan von Kambodschas autoritär regierenden Machthaber Hun Sen fortzusetzen. „Ausländische Investoren sollten damit aufhören, ein Regime zu finanzieren, das seine Kritiker einschüchtert, einsperrt und tötet“, sagte Patrick Alley, einer der Gründer der Organisation Global Witness, am Donnerstag bei der Vorstellung eines Berichts über den wirtschaftlichen Einfluss der Herrscherfamilie.

Laut dem Report kontrollieren Hun Sens Angehörige mehr als 100 Firmen in Kambodscha und hätten durch Vereinbarungen mit internationalen Markenunternehmen hunderte Millionen Dollar an Vermögen angehäuft. „Diese Verbindungen werfen nicht nur ethische Fragen für die Unternehmen auf“, kommentierte Global Witness. Die Geschäfte stellen laut der Organisation für ausländische Firmen ein signifikantes Risiko dar, gegen Anti-Korruptionsgesetze zu verstoßen und der eigenen Reputation zu schaden.

Hun Sen regiert in Kambodscha seit mehr als drei Jahrzehnten mit harter Hand. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch wirft ihm vor, sich mit politischer Gewalt, Unterdrückung und Korruption an der Macht zu halten. Die Verbindungen zwischen internationalen Markenunternehmen und seinen Verwandten sind laut Global Witness vielfältig: Ein Betreiber von Einkaufszentren beheimate unter der Leitung von Hun Sens Tochter Hun Maly den deutschen Sportartikelhersteller Adidas. Der Konzern bestätigte, Mieter in dem Gebäude zu sein, man sehe darin aber keine „aktive oder gar intensive Geschäftsbeziehung mit der Tochter des Premierministers“.

Privatvermögen von bis zu einer Milliarde Dollar

Eine weitere Tochter des 63 Jahre alten Regierungschefs ist laut Global Witness Chefin eines Werbeunternehmens, das unter anderem den Konsumgüterhersteller P&G als Kunden auflistet. Ein Großhandelsbetrieb von Hun Sens Schwester vertreibe unterdessen Produkte von Nestlé, eine entferntere Verwandte leite den größten Vertriebspartner des Elektronikkonzerns Apple in Kambodscha. Die drei Unternehmen ließen eine Anfrage zu den Geschäftsbeziehungen unbeantwortet.

„Ausländische Investoren sollten damit aufhören, ein Regime zu finanzieren, das seine Kritiker einschüchtert, einsperrt und tötet.“Patrick Alley, Global Witness

Nach Schätzungen von Global Witness beläuft sich das Privatvermögen des umstrittenen Familienclans auf 500 Millionen bis eine Milliarde Dollar. Das Durchschnittseinkommen in Kambodscha, einem der ärmsten Länder der Welt, liegt bei knapp über 100 Dollar im Monat. Korruption ist in dem Land ein weitverbreitetes Problem. Auf der Rangliste von Transparency International liegt der südostasiatische Staat lediglich auf Platz 150 von 168 untersuchten Volkswirtschaften.

Geschäftskontakte kritisch hinterfragen

Global Witness wirft dem Regime vor, Firmen mit Verbindung zur Herrscherfamilie zu begünstigen. „Sie waren in der Lage, mit Rechtsverstößen inklusive Verstößen gegen Antikorruptionsvorschriften davonzukommen“, heißt es in dem Bericht. „Die Hun-Sen-Familie ist Kambodschas Paradebeispiel für eine Kultur der Vetternwirtschaft, in der politische Gefolgschaft das Tor zu großem Reichtum öffnet.“ In Stellungnahmen auf Facebook wiesen mehrere Mitgleider der Familie die Vorwürfe zurück und bezeichneten den Global-Witness-Bericht als Versuch politischer Einflussnahme.

Global-Witness-Vorstandsmitglied Stephen Peel rät ausländischen Firmen, ihre Geschäftskontakte mit dem Familienimperium äußerst kritisch zu hinterfragen. „Genaue Kontrollen sind im Interesse der Investoren, um sicherzustellen, dass ihr Geld nicht in Hun Sens Unterdrückerkampagne fließt.“

Mehr über den Global-Witness-Bericht erfahren Sie bei Handelsblatt.com.

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