Thailand

Die grausame Wahrheit über Tiger-Selfies

Thailands berühmter Tiger-Tempel wird geräumt. Die Beamten haben dabei eine gruselige Entdeckung gemacht.

Frederic Spohr Von Frederic Spohr
1. Juni 2016, Thailand
Ein Tiger im Tiger-Tempel in Thailand. Brett Marlow CC BY 2.0

Mitten in einer der bekanntesten Touristenattraktionen Thailands haben die Behörden einen grausamen Fund gemacht: Im sogenannten Tiger-Tempel haben Beamte rund 40 eingefrorene Tigerbabys gefunden. Fotos in sozialen Medien zeigen die kleinen Tiger aufgereiht auf einer Decke. In einer Futtertruhe entdeckten die Beamten außerdem noch einen toten Bären sowie die Hörner toter Wildtiere.

Nach jahrelanger Kritik wird der Tiger-Tempel, der etwa 120 Kilometer westlich von Bangkok liegt, seit Montag geräumt. Die Behörden werfen dem Tempel vor, keine Genehmigung zur Haltung der Tiere haben. Natürschützer vermuten, dass die Mönche in illegalen Tierhandel verwickelt sind. Sie stehen außerdem unter Verdacht, die Tiere mit Drogen gefügig gemacht zu haben, sodass Touristen sie streicheln und sich mit ihnen fotografieren lassen können.

Die Schließung des Tempels ist eine gewaltige Operation: Insgesamt sind daran rund 2.000 Menschen beteiligt, darunter auch Soldaten. Bis Mittwoch hatten die Behörden bereits rund 80 der schätzungweise rund 150 Tiere abtransportiert.

Warum die Mönche die kleinen Tiger einfroren, bleibt vorerst ein Geheimnis. Den Behörden zufolge waren die Jungtiere nicht registriert. Auf ihrer Facebook-Seite haben die Mönche angegeben, sie hätten die Tiere auf Anraten eines Tierarztes eingefroren. Aktivisten vermuten dagegen, dass Körperteile der Tiere zu chinesischer Medizin verarbeitet werden sollten. Für eine Flasche Tigerwein werden laut der Naturschutzorganisation World Wildlife Fund auf dem Schwarzmarkt Preise von bis zu 500 Euro bezahlt.

Der Fall wirft ein Schlaglicht auf die touristische Ausbeutung von Tieren. Die Tierschutzorganisation World Animal Protection (WAP) hat eine Liste mit den für die Tiere schlimmsten Attraktionen zusammengestellt – der Großteil davon wird in Südostasien angeboten. Dazu zählen unter anderem die vielen Krokodilfarmen, Schlangen-Shows und Elefantenreiten. In einem Bangkoker Vergnügungspark wird außerdem bizarrer Kickboxkampf zwischen Affen angeboten.

Thailands Behörden sind oft nicht in der Lage oder Willens, hart gegen den Missbrauch von Tieren vorzugehen. Der Schließung des Tiger-Tempels ging ein jahrelanger Rechtsstreit voraus. Erst vor wenigen Wochen hat der Tempel zu dem eine Zoo-Lizenz erhalten. Gegenüber der „New York Times“ sagte ein Verantwortlicher des Tempels, man werde mit den Plänen für den Zoo fortfahren – unklar dabei ist, mit welcher Art von Tieren.

Auch für Touristen gefährlich

Die Tierschutzorganisation WAP geht davon aus, dass jährlich weltweit rund 110 Millionen Touristen Attraktionen besuchen, bei denen die Tiere gequält werden. Oft sei ihnen das Leid der Tiere nicht bewusst. Werden beispielsweise Schildkröten gestreichelt, bedeutet das für die Tiere in der Regel starken Stress, der das Immunsystem schwächt und sie krank werden lässt. Gleichzeitig bringen sich die Touristen oft selbst in Gefahr. Ein Elefant im Norden Thailands hat dieses Jahr einen schottischen Touristen von seinem Rücken geschleudert und anschließend zu Tode getrampelt.

Bei der Einschätzung, ob eine Attraktion artgerecht ist, oder nicht, sollte man sich nicht auf die Bewertungen von Portalen wie Tripadvisor verlassen, raten Tierschützer. Eine Studie der Universität Oxford kam im vergangenen Jahr zu dem Ergebnis, dass rund 80 Prozent der Besucher gute Kritiken trotz sehr schlechter Tierschutzstandards geben. Dabei ist Missbrauch laut Tierschutzorganisationen manchmal sehr einfach zu erkennen. Wenn man das Tier reiten, umarmen oder ein Selfie mit ihm machen könne, sei das nicht gut für die Tiere, sagt Neil D’Cruze, Leiter der Tierforschung von WAP. “Stimmen Sie mit dem Füßen ab und gehen Sie einfach nicht hin.”

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