Thailand

Diese Airline verkauft Tickets an gruselige Glückspuppen

Sie bekommen an Bord sogar Essen und Getränke.

Mathias Peer Von Mathias Peer
25. Januar 2016, Thailand
Puppe von Madame Alexander, Foto: Yusuf C, CC BY 2.0

Fluggäste in Thailand müssen sich auf merkwürdige Mitreisende einstellen. Thai Smile, eine Tochtergesellschaft des Staatsunternehmens Thai Airways, hat als erste Fluglinie des südostasiatischen Landes bekannt gegeben, auch für Puppen Tickets auszustellen. Hintergrund ist ein Trend, der in den vergangenen Monaten den abergläubischen Teil von Thailands Mittelschicht erfasst hat: Erwachsene Menschen kaufen sich Puppen als Glücksbringer, die auf den ersten Blick wie echte Kleinkinder aussehen und auf Außenstehende etwas gruselig wirken. Die Besitzer behandeln sie oft wie ihre Babys: Sie gehen mit ihnen spazieren, ins Restaurant oder machen mit ihnen Urlaub.

Rund 40 Tickets hat Thai Smile nach eigenen Angaben in den vergangenen zwei bis drei Monaten bereits an Puppenbesitzer verkauft, die für ihren Talisman in Babyform einen eigenen Sitzplatz reservieren wollten. Die Airline erließ wegen der steigenden Nachfrage Richtlinien für die Flugbegleiter, die über soziale Netzwerke in Thailand bekannt wurden. Demnach dürfen die mit einem eigenen Ticket ausgestatten Puppen ausschließlich an Fenstersitzen Platz nehmen und müssen während des Starts und der Landung angeschnallt sein – um zu verhindern, dass sie durch die Kabine geschleudert werden, teilte Thai-Smile-Geschäftsführer Woranate Laprabang mit.

Die Flugbegleiter der Airline sind angewiesen, die Puppen gleich zu bedienen, wie menschliche Passagiere: Sie bekommen Snacks und Getränke serviert. Solche Angebote werden von vielen Besitzern der Puppen, die in Thailand Look Thep (wahlweise „Kinderengel“ oder „Kindergott“) genannt werden, offenbar erwartet. Sie unterhalten sich nicht nur in aller Öffentlichkeit mit den Puppen, sondern führen sie auch zum Essen aus. Wie die thailändische Zeitung „The Nation“ berichtete, haben mehrere Restaurants inzwischen spezielle Look-Thep-Angebote – und rechnen deren Besuch mit dem Kinderpreis ab. Ein All-You-Can-Eat-Restaurant meldet, dass bereits 30 Kunden, ihre Puppen mitbrachten.

Dem Aberglauben nach lohnt es sich, mit den Kindergöttern großzügig umzugehen: „Solche Puppen müssen mit gutem Willen und guten Taten behandelt werden“, sagte Det-a-duh Nachariyanukul, der Besitzer von Bangkoks bekanntesten Look-Thep-Laden der „Nation“. Den Puppen, die nach Meinung ihrer Besitzer eine eigene Seele haben, Essen zu geben, sei zwar nicht zwingend nötig – aber dem persönlichen Glauben von jedem einzelnen überlassen.

Prominente befeuern das Puppengeschäft

Bei den Exemplaren, die Det-a-duh zusammen mit dem Wahrsager Jiraphat Natthithavaranont verkauft, handelt es sich zumindest vordergründig um Massenware aus der Fabrik: Sie stammen unter anderem von US-amerikanischen Herstellern wie JC Toys und Madame Alexander, die besonders realistisch wirkende Puppen im Angebot haben. In Thailand sieht man in ihnen deutlich mehr als nur ein Spielzeug. In einer speziellen Zeremonie lässt Det-a-duh die Puppen von Mönchen segnen. Anschließend verkauft er sie mit dem Versprechen, dass sie ihre Besitzer glücklicher und erfolgreicher machen können, für rund 100 bis 300 Euro pro Stück. Limitierte Editionen sollen Medienberichten zufolge inzwischen Marktpreise von über 2500 Euro erzielen.

Den Durchbruch für Thailands vom Aberglauben angetriebene Puppenindustrie brachte die Unterstützung durch mehrere Prominente, die öffentlich bekundeten, in die Kraft der Kindergötter zu vertrauen. Der Schauspieler und DJ Tanatchapan Buranacheevavilai erzählte in einer TV-Sendung, dass er für seine Puppe, die er Wansai nannte, in der Babyabteilung einkaufen ging. Unmittelbar nachdem die Puppe ihre neue Kleidung erhielt, habe er einen wichtigen Auftrag erhalten, sagte Tanatchapan, der seinen Baby-Glücksbringer auch mit Goldketten ausstattete. Andere Puppenbesitzer entscheiden sich für Perücken aus Menschenhaar, um ihren Kindergöttern Tribut zu zollen.

Thai Smile begründete den Erlass der neuen Richtlinien für Puppenpassagiere damit, dass man einen respektvollen Umgang mit ihnen ermöglichen wolle. Die Sonderbehandlung gibt es aber nur dann, wenn sich der Besitzer das Extraticket leistet. Ansonsten ist auch ein Kindergott lediglich Handgepäck.

2 Kommentare
  1. […] […]

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  2. Benedikt 27. Januar 2016

    ich finde die Puppen überhaupt nicht —-etwas gruselig—-. was soll das?

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