Thailand

Der Tycoon und das Denkmal für 50 Millionen Dollar

Die extravagante Burg wird umringt von Fabriken, Kraftwerken und Kläranlagen.

Mathias Peer Von Mathias Peer
30. Juni 2016, Thailand
Amata-Schloss in Thailand, Foto: Mathias Peer

Gewerbegebiete sind normalerweise kein Ort für ausgefallene Prunkbauten. In der thailändischen Provinz Chonburi gibt es eine Ausnahme. Hier stellt Vikrom Kromadit, Chef von Thailands größtem Industrieparkbetreiber Amata, 4000 Hektar Land für mehr als 700 Fabriken zur Verfügung. BMW, BASF und Henkel gehören zu seinen Kunden. Zwischen den Werkshallen, Kraftwerken und Kläranlagen stoßen Besucher auf ein außergewöhnliches Anwesen: Auf einem Hügel hat der wohlhabende Tycoon ein eigenes Schloss errichtet. Sein Ziel: Noch in hunderten von Jahren soll das pompöse Bauwerk an ihn erinnern.

Den Wunsch, etwas Bleibendes zu hinterlassen, drückt der 63-jährige Unternehmer bereits mit seinem Firmennamen aus. Amata steht in Sanskrit für den Begriff Ewigkeit. Das Amata-Schloss soll diesen Anspruch in die Tat umsetzen. 50 Millionen US-Dollar investierte Vikrom in die Burg, die über den benachbarten Fabriken thront. Auf vier Etagen bietet sie nach Unternehmensangaben 25.000 Quadratmeter Platz. Seit einem Jahrzehnt wird bereits an dem Gebäude gearbeitet. Bis zum Jahresende soll es nach Angaben einer Firmensprecherin vollständig fertig gestellt sein.

Die Unternehmensleitung gewährte Journalisten diese Woche einen Blick in Vikroms ambitioniertes Bauprojekt. Das Gebäude erinnert ein wenig an das Wahrzeichen von Disneyland. Über dem fürstlichen Eingangstor zieren Burgzinnen und Türme das mittelalterlich inspirierte Schloss. An der Fassade ließ Vikrom überlebensgroße Ganzkörperportraits von sich und seinen Eltern in Stein meißeln. „Auf der linken Seite ist die Außenwand ganz rau“; erklärt eine Amata-Sprecherin. „Das steht für Vikroms harten Start als Unternehmer.“ Die rechte Seite symbolisiere die Gegenwart. „Da ist alles ganz glatt.“

Vikrom Kromadit, Foto: Mokawn, CC BY-SA 3.0

Vikrom Kromadit, Foto: Mokawn, CC BY-SA 3.0

Tatsächlich hat Thailands Industrieparkkönig viel erreicht: Er kam als Sohn eines Zuckerrohrbauers zur Welt. Mit 22 gründete er seine erste Firma – ein Import- und Exportgeschäft. Den Durchbruch schaffte er mit seinen Gewerbegebieten, auf denen inzwischen mehr als 200.000 Menschen beschäftigt sind. Landesweit bekannt wurde Vikrom durch seine täglichen Auftritte im Frühstücksfernsehen, in denen er die wirtschaftliche Lage des Landes analysiert und den Thailändern Tipps für ein besseres Leben gibt. Die Ratschläge gibt es auch in Buchform. „Be a better man“, heißt eines seiner Werke.

Eine gute Tat ist aus seiner Sicht auch der Schlossbau im Industriegebiet. „Ihm geht darum, der Gesellschaft etwas zurückzugeben“, erklärt sein Bruder Viboon. Die Burg werde daher nicht nur als private Residenz fungieren, sondern auch als Museum für zeitgenössische Kunst. Außerdem könnten die im Industriepark ansässigen Firmen das Schloss für Empfänge nutzen. „Wir wollen unsere Gastfreundschaft unter Beweis stellen und zeigen, dass wir uns um unsere Kunden kümmern“, sagt Viboon. Eine gute Investition sei das in jedem Fall: „Auf dem Bankkonto ist das Geld nur eine Nummer. Es ist immer besser, etwas zum Anfassen zu haben.“

Das exklusive Eigenheim wurde laut einem engen Mitarbeiter des Burgherren absolut erdbebensicher gebaut und kann zudem angeblich auch einer Tsunami-Welle standhalten. Geschützt sei es außerdem vor Überflutungen nach einem Anstieg des Meeresspiegels – das Bauwerk solle schließlich Jahrhunderte überstehen. Vorbild sei die Beständigkeit mittelalterlicher Kathedralen in Europa.

Das Dachgeschoss, in dem sich Vikroms Privaträume befinden, wirkt jedoch nicht so sehr wie ein Gotteshaus, sondern erinnert eher an ein Luxushotel. Tropische Pflanzen wuchern auf der Terrasse. Vom Pool, der noch nicht ganz fertig ist, gibt es beste Sicht auf einen nahegelegenen Golfplatz. Von den Türmen aus können sich Besucher einen Überblick über die angrenzenden Fabriken verschaffen. Zu sehen ist auch eine kleine Siedlung neben der Burg, die Vikrom für seine Angehörigen gebaut hat. Eigene Kinder hat er zwar nicht, dafür aber 23 Brüder und Schwestern. Die Chancen, dass das Ewigkeitsprojekt noch lange in Familienbesitz sein wird, stehen also nicht schlecht.

1 Kommentar
  1. […] Dollar investiert er in ein Schloss, das dort mehrere hundert Jahre stehen soll. Hier finden Sie unseren Bericht inklusive einem Video von der extravaganten […]

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