Luftfahrt

„Betrachtet AirAsia nicht als eine Fluglinie!“

AirAsia-Gründer Tony Fernandes erklärt im 8MRD-Interview, warum er eine Drohnenfabrik besuchte und sein jüngster Arztbesuch ziemlich sexy war.

Frederic Spohr Von Frederic Spohr
19. Juli 2017, Malaysia
AirAsia-Chef Tony Fernandes. Quelle: World Travel and Tourism Council. , CC BY-ND 2.0

Der Gründer der  Billig-Airline AirAsia ist einer der bekanntesten Manager Asiens. Mit 8MRD spricht Tony Fernandes den asiatischen Luftfahrtmarkt und seine Begeisterung für Startups.

Herr Fernandes, AirAsia ist zu einer der größten Billig-Airlines der Welt geworden – auch dank des rasant wachsenden Luftfahrtmarkts in Asien. Befürchten Sie langsam eine Sättigung?

Das Wichtigste ist: Wir haben die jüngste Bevölkerung auf der Welt. Gucken Sie sich mal Kambodscha an: Wir fliegen nun dreimal am Tag Phnom Penh an, und drei mal am Tag Sihanoukville von Bangkok. Ich wusste kurz davor gar nicht, dass es Sihanoukville überhaupt gibt. Das ist unsere Geschwindigkeit.

Und das geht so weiter?

Wenn man die Zahl der Flugzeuge pro Einwohner in Asien mit dem Wert in Deutschland vergleicht sieht man: Da ist noch ein großer Unterschied. Und in Europa kann man viele Strecken einfach mit dem Auto zurücklegen. Das geht hier praktisch nicht.

Sie gehören zu den wichtigsten Kunden von Airbus. Kaufen sie noch weitere Flugzeuge?

Nein, wir haben erst einmal genug bestellt. Aber trotzdem haben wir aktuell zu wenige, wir warten auf die Lieferungen.

Berühmt wie ein Popstar: Tony Fernandes mit Jugendlichen in Phnom Penh. Foto: Frederic Spohr

Der Konkurrenzkampf in Ihrer Branche wird immer härter, die Margen sind eng. Sie haben beispielsweise das Startup Touristly gekauft, das Touristen Angebote unterbreitet und dafür Provisionen bekommt. Braucht AirAsia neue Einnahmequellen?

Ich sage Analysten immer: Seht uns nicht als eine Fluglinie. Die Leute verstehen erst langsam, dass Airlines hervorragende Datensammler sind. Warum soll man ein Vermögen für Uber und solche Läden ausgeben? Wir haben Infos von 60 Millionen Personen und sehr umfangreiches Datenmaterial. Und jetzt versuchen wir, diese Daten zu monetarisieren. Mit Services wie Touristly können wir hohe Nebeneinkünfte generieren. Wir haben auch mehrere Joint Ventures mit Fintechs, mit denen wir zusammenarbeiten. Diese Startups können uns in unserem Kerngeschäft helfen, aber sich auch eigenständig entwickeln.

Ihr indonesischer Rivale Lion Air will ganze Hotelkomplexe bauen. Planen Sie auch solche Projekte?

Nein, wir wollen unser Kapital in solche Projekte stecken, die mit der Airline verbunden sind. Wir sehen viele Möglichkeiten in der Logistik. Wenn in Asean weiter die Mauern eingerissen werden, dann können wir ein großartiger Logistikdienstleister sein. Amazon baut jetzt Flugzeuge, aber wir haben schon Flugzeuge und fliegen bereits viele Städte an. Wir sehen da Möglichkeiten und haben mit Redbox ja auch schon einen Kurierdienstleister gestartet.

Sie haben den Startup-Inkubator Tunelabs gegründet. Juckt es Sie in den Fingern etwas komplett Neues aufzubauen?

Ich mag solche Sachen einfach und es macht mir Spaß, jungen Unternehmern zu helfen. Aber ich mach das auch, um AirAsia zu helfen, auf der Höhe der Zeit zu bleiben. Man muss eben immer sehen, was Neues passiert, wo es Disruptionen geben könnte.

Die Luftfahrtbranche dürfte sich doch nicht großartig verändern. Sie fliegen Leute von A nach B.

Ich sage meinen Leuten: Beschäftigt euch mal mit Künstlicher Intelligenz. Die sagen dann: Was will der denn schon wieder? Aber man muss diese Sachen im Auge behalten. Berater werden vielleicht bald überflüssig werden, wenn Computer den Menschen sagen, was sie machen sollen. Vielleicht kann man sich einmal wegbeamen. Aber dann soll AirAsia derjenige sein, der die Billig-Variante anbietet.

Was ist mit Drohnen?

Natürlich gucken wir uns das an. Ich habe beispielsweise kürzlich Drohnenfabrik in China besucht. Es hat mich umgehauen, wie schnell sich die Dinge da bewegen. Ein Drohnentaxi könnte eine gute Möglichkeit für Airasia sein, Leute vom Flughafen zu bringen oder könnte einen Extra-Service für Flugzeugpassagiere sein, um die Staus zu umgehen. Das könnte ein gutes Zusatzgeschäft sein.

Flugzeug von AirAsia

Flugzeug von AirAsia, Foto: Yuda Nugrahadi, CC BY-SA 2.0

Wann könnte es soweit sein?

Schwer abzusehen. Wenn ich Ihnen vor 16 Jahren erzählt hätte, dass AirAsia 60 Millionen Passagiere und 200 Flugzeuge hat, dann hätten sie gefragt, welche Drogen ich nehme. Die Geschwindigkeit der vierten industriellen Revolution ist absolut aufregend. Heute guckt man einen Will-Smith-Film an, und denkt: Wow! Aber eigentlich ist es gar nicht mehr so weit weg. Es gibt so viele schlaue Leute. Mich erstaunt nichts mehr.

Abgesehen von AirAsia – suchen Sie als privater Investor auch nach Startups aus einer bestimmten Branche?

Nicht wirklich. Aber ich denke, es gibt insbesondere im Gesundheitsbereich große Möglichkeiten: Ich habe gerade erst meinen ersten Arzttermin über mein Smartphone gehabt. Es war so sexy. In Großbritannien muss man zwei Wochen warten, um den Doktor endlich mal zu sehen. Aber ich habe jetzt über mein Mobiltelefon eine Ärztin konsultiert. Sie hat über das Smartphone meinen Hals angeguckt und mir dann etwas verschrieben. Aber ich habe da keinen Plan. Wenn ich was Interessantes sehe, dann springe ich mit drauf.

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