Liebe Leserinnen und Leser, ich dachte bisher immer, das beste gebratene Hühnchen in Bangkok gibt es im Restaurant Sabai Jai Gai Yang. Ich habe meine Meinung geändert. Wegen eines Artikels über das drohende Streetfood-Verbot habe ich diese Woche mit einer Straßenköchin in der Soi 7 in Ari gesprochen. Anschließend hat sie mir noch etwas von ihrem Hühnchen und ein bisschen Papaya-Salad Som Tam mitgegeben.
Immerhin hatte sie auch 20 Jahre Zeit, die beiden Gerichte zu perfektionieren. So lange steht sie nämlich schon täglich mit ihrer mobilen Küche genau an diesem Fleck. Das drohende Verbot ist für sie eine existenzielle Gefahr, doch wann und ob sie gehen muss, weiß sie noch nicht: Zweimal seien schon Beamte gekommen und hätten Fotos von den Garküchen in der Straße gemacht, sagt sie. Und sie sahen nicht sehr zufrieden aus. Ganz verschwinden werden die Garküchen allerdings wohl kaum: Für die Armen aus der Provinz sind die Straßenstände oft die erste Einnahmequelle, wenn sie ihr Glück in der Großstadt versuchen. Und die Urbanisierung schreitet weiterhin schnell voran, die Zahl der Zuziehenden bleibt groß. Gleichzeitig ist Thailand nicht dafür bekannt, dass Regeln eiskalt durchgezogen werden: Motorradfahren auf dem Bürgersteig ist schließlich auch verboten, bleibt aber gängige Praxis.
Vielleicht ändern Bangkoks Behörden aber ohnehin ihre Meinung. Zumindest die Garküchen in dem bei Touristen beliebten Stadtteil Chinatown und in der Backpacker-Meile Khao San Road sollen nun doch nicht verboten werden, wie es ursprünglich hieß. Es wäre auch zu absurd gewesen: Erst im März hatte das Tourismusministerium eine neue Smartphone-App mit den besten Streetfood-Spots Bangkok auf Chinesisch herausgegeben. Im Juni veranstaltet die Regierung ein Streetfood-Festival.
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Herzliche Grüße aus Bangkok
Frederic Spohr
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