Methamphetamin

Breaking Bad in Myanmar

Das sind die Hintermänner von Asiens gefährlicher Drogenepidemie

Mathias Peer Von Mathias Peer
10. Februar 2017, Myanmar
Shwedagon-Pagode in Yangon, Foto: Waldemar Merger, CC BY 2.0

Vor der Drogenepidemie in Myanmar sind auch heilige Orte nicht sicher. Polizisten des südostasiatischen Landes entdeckten diese Woche 400.000 Methamphetamin-Tabletten im Auto eines buddhistischen Mönchs. Als sie später das Kloster des Mannes untersuchten, fanden sie mehr als vier Millionen weitere Pillen. Dass ausgerechnet ein Ordensmann mutmaßlich in großem Stil in den Drogenhandel verwickelt war, sorgte für Empörung: „Als wir informiert wurden, dass ein Mönch festgenommen wurde, waren wir alle schockiert“, sagte Kyaw Mya Win, ein Vertreter der lokalen Polizei.

Dabei sind große Drogenfunde in der ehemaligen Militärdiktatur keine Seltenheit. Die Zahl der beschlagnahmten Methamphetamin-Tabletten stieg im vergangenen Jahr sprunghaft an: 98 Millionen Pillen wurden von der Polizei entdeckt – ein neuer Rekord. Im Jahr zuvor lag die Zahl noch bei 50 Millionen Tabletten. Die Zahl der Strafverfahren stieg von 8.800 auf 13.500. Doch trotz der Ermittlungserfolge geht die Polizei davon aus, dass das Geschäft mit Drogen weiter wächst. Myanmar – eines der ärmsten Länder der Region – gilt als der zweitgrößte Opiumproduzent der Welt nach Afghanistan und gehört Experten zufolge auch bei synthetischen Drogen zu den Weltmarktführern.

Mutmaßlicher Drogenbaron gefasst

In den Kampf gegen die Drogenkartelle könnte nun aber Bewegung kommen. Vor wenigen Wochen nahmen Polizisten im benachbarten Thailand einen mutmaßlichen Drogenbaron fest, der nach Angaben der Behörden mehrere Länder in Südostasien mit illegalen Substanzen versorgt haben soll. Demnach soll der 41-jährige Geschäftsmann aus Laos über sein Dealernetzwerk in Myanmar produziertes Methamphetamin nach Thailand, Malaysia und Singapur geschmuggelt haben. Verhöre des Verdächtigen haben die Ermittler offenbar auf eine heiße Spur gebracht: Laut dem Leiter der thailändischen Drogenfahndung, Sommai Kongvisaisuk, hat die Drogengang Verbindungen zu Reichen und Prominenten in Thailand, Laos, Kambodscha und Malaysia.

Mehrere in Thailand bekannte Schauspieler waren offenbar auf Fotos mit dem mutmaßlichen Drogenbaron zu sehen. Ein thailändischer Rennfahrer soll in Besitz eines Lamborighinis gewesen sein, der den Methamphetamin-Schmugglern gehört haben soll.

Laut den Vereinten Nationen stellt die Methamphetamin-Epidemie Asiens größte Drogengefahr dar. Südostasien ist neben Nordamerika nach UN-Angaben der größte Markt für die Droge. 2013 sollen in der Region 15 Milliarden Dollar mit dem Meth-Handel umgesetzt worden sein. Methamphetamin wird in Ländern wie Thailand als Pillen unter dem Namen Yaba verkauft oder in Form von Kristallen unter Namen wie Ice oder Crystal Meth. Weil Methamphetamin bereits im Zweiten Weltkrieg als Aufputschmittel verwendet wurde, ist es auch unter dem Begriff Nazidroge bekannt.

Überfüllte Gefängnisse

Viele der Yaba-Tabletten, die in Südostasien verkauft werden, sind mit dem Kürzel WY gekennzeichnet. Es steht für die Wa State Army, eine Miliz in Myanmar, die den nicht offiziell anerkannten Wa-Bundesstaat im Osten des Landes kontrolliert. Die Region ist Ermittlern zufolge der größte Methamphetamin-Produzent Myanmars. Mehrere Fabriken produzieren demnach die für den Export bestimmten Tabletten. Vertreter des Wa-Staates weisen die Vorwürfe zurück.

Der Kampf gegen die Drogenkriminalität ist in mehreren südostasiatischen Staaten ein Politikum. Der philippinische Präsident Rodrigo Duterte geht mit einem blutigen Drogenkrieg gegen Dealer und Süchtige vor. Indonesien vollstreckt regelmäßig Todesurteile gegen Drogenhändler. Thailands Gefängnisse sind angesichts vieler Drogendelikte überfüllt. Nach der Festnahme des mutmaßlichen Drogenbarons aus Laos müssen die Behörden in den Zellen nun offenbar Platz für weitere Drogenkriminelle schaffen: In Malaysia nahmen sie einen Mann fest, der unter dem Verdacht steht, Teil der Drogenbande gewesen zu sein. In Thailand wurden ein Mann und eine Frau festgenommen. Auch mehrere Polizisten stehen im Visier der Ermittler: Sie waren offenbar in sozialen Medien auf Fotos mit dem mutmaßlichen Drogenboss zu sehen.

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