Liebe Leserinnen und Leser, das Gekritzel eines Grenzbeamten hat normalerweise nicht die Brisanz, um einen diplomatischen Eklat auszulösen. In der aufgeheizten Stimmung zwischen China und seinen Nachbarländern sieht die Sache anders aus: Ein vietnamesischer Beamter soll in den Pass einer Chinesin die Wörter „Fuck you“ geschrieben haben, berichten chinesische Staatsmedien. Die uncharmante Begrüßung soll sich auf der im Pass eingezeichneten Landkarte genau über dem umstrittenen Südchinesischen Meer befinden. Chinas Regierung fordert nun von Vietnam eine offizielle Erklärung für den angeblichen Zwischenfall.
Vietnam immigration staff allegedly smeared Chinese tourist’s passport, with profane words on pages with 9-dash line pic.twitter.com/6AoTTLGF8T
— CCTVNEWS (@cctvnews) 28. Juli 2016
Die inoffizielle Erklärung ist offensichtlich: Anti-chinesische Stimmung breitet sich in Südostasien immer weiter aus. In Vietnam und den Philippinen liefert das offensive Auftreten der Regierung in Peking den Anlass für Straßenproteste. In Thailand bilden Beschwerden über das vermeintlich massenhafte Fehlverhalten chinesischer Touristen das Grundrauschen in den sozialen Medien. Die allgegenwärtige China-Kritik ist nicht nur ein asiatisches Phänomen: Auch in Afrika, wo die Volksrepublik Milliardensummen investiert, ist der Ruf der Chinesen nicht der beste.
Mit ihrem Imageproblem ist die aufstrebende Supermacht aber nicht allein. Der alten Supermacht, den USA, geht es in China ähnlich. Im Zorn über Amerikas geopolitische Interessen im Pazifik boykottieren Chinesen nicht nur die Fastfoodkette KFC. Sie zerschmettern aus Protest sogar ihre iPhones. Spätestens diese sinnlose Aktion macht deutlich, dass diese Art der Konfliktbewältigung nur Verlierer kennt.
Das könnte Sie auch interessieren:
Wie stimmig ist eigentlich unser Türkei-Bild? Der gescheiterte Putschversuch in der Türkei hat das Land und seinen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan ins Zentrum der medialen Aufmerksamkeit gebracht. Doch obwohl gerade jede Menge über die Türkei zu lesen ist, wissen wir womöglich nicht genug, um ein schnelles Urteil abzugeben. Diese 15 Fragen von Philipp Mattheis regen zum Nachdenken an.
Ein Paradies leidet unter seinem Erfolg: Thailands Tourismusindustrie erwartet für dieses Jahr einen neuen Besucherrekord. 34 Millionen Menschen sollen in dem tropischen Urlaubsland Halt machen – das sind 20 Millionen mehr als noch vor zehn Jahren. Teile des Landes sind dem Ansturm nicht mehr gewachsen, schreibe ich bei Handelsblatt.com.
Phnom Penhs rasanter Wandel: Die kambodschanische Hauptstadt wächst mit großer Geschwindigkeit. Wo noch vor zehn Jahren Seen und Ackerländer waren, befinden sich inzwischen teure Immobilienprojekte. Anhand von Satellitenaufnahmen zeichnet die „Phnom Penh Post“ die gravierenden Veränderungen in der Metropole nach.
Staat ohne Namen: Seit mindestens 15 Jahren leben Kurden im Nordirak quasi autonom. Warum gibt es noch immer kein offizielles Kurdistan? Und wenn doch, wie viele? Dieser Frage geht ein interessanter Artikel im „Economist“ nach.
Wenn Kopenhagen wie Tokio aussehen würde: In Asien haben die Menschen offensichtlich andere Vorlieben, was Glitzern, Blinken und Detailverliebtheit betrifft. Besonders ausgeprägt ist das in Japan. Wie Weltstädte aussehen, wenn man sie „tokioisiert“, hat sich der japanische Designer Daigo Ishii überlegt.
Viele Grüße aus Bangkok
Mathias Peer
Sind Sie noch kein Newsletter-Abonnent? Hier können Sie ihn bestellen.