Mobilität

Singapur startet fahrerlose Autos in diesem Jahr

Bereits in wenigen Monaten soll der reguläre Betrieb beginnen.

Mathias Peer Von Mathias Peer
21. April 2016, Singapur
Selbstfahrendes Auto von 2getthere Asia, Foto: SMRT

In Singapur sollen selbstfahrende Autos bereits in diesem Jahr zum alltäglichen Transportmittel werden. Mehrere Anbieter wetteifern darum, ihr System als erster auf den Markt zu bringen. Tests laufen seit Ende vergangenen Jahres. Nun soll sich die Technologie schon in wenigen Monaten als Teil des öffentlichen Nahverkehrs in der Metropole etablieren.

Das halbstaatliche Transportunternehmen SMRT will einer der ersten Anbieter sein, der Singapurs Einwohner in fahrerlosen Autos zu ihrem Ziel kutschiert. Gemeinsam mit der niederländischen Technologiefirma 2getthere, die ihr System auch bereits nach Abu Dhabi verkauft hat, will SMRT bis zum Jahresende autonom fahrende Minibusse in Singapur auf den Markt bringen, wie das Unternehmen in dieser Woche ankündigte.

Fahrerloser Minibus von SMRT und 2getthere, Foto: SMRT

Fahrerloser Minibus von SMRT und 2getthere, Foto: SMRT

Die Fahrzeuge, in denen jeweils bis zu 24 Passagiere Platz finden, sollen zunächst nicht auf öffentlichen Straßen, sondern etwa auf dem Campus von Universitäten, auf Firmengeländen oder in der Umgebung von Krankenhäusern zum Einsatz kommen. „Pendler könnten damit zum Beispiel die letzten Meter von der U-Bahn-Station zu ihrem Arbeitsplatz zurücklegen“, erklärte SMRT-Manager Colin Lim. Eine Machbarkeitsstudie sei bereits abgeschlossen worden. Nun will das singapurisch-niederländische Gemeinschaftsunternehmen das System in den kommenden Monaten bei ersten Kunden installieren.

Selbstfahrende Technologien eröffnen völlig neue Möglichkeiten.Staatssekretär Pang Kin Keong

Das Projekt ist eine von vielen Initiativen, mit denen sich Singapur an die Spitze der autonomen Mobilität setzen möchte. Im Oktober vergangenen Jahres verabschiedete die Regierung des 5,5 Millionen Einwohner großen Landes einen nationalen Aktionsplan für die breitflächige Einführung selbstfahrender Fahrzeuge. Sie setzt dabei auf Nahverkehrsangebote, mit denen sich die überfüllten Straßen des kleinen Inselstaates entlasten lassen. „Wir wissen, dass wir nachhaltigere Transportlösungen finden müssen“, sagte Staatsekretär Pang Kin Keong bei der Vorstellung der Strategie. „Selbstfahrende Technologien eröffnen hier völlig neue Möglichkeiten.“

Auf die neuen Fortbewegungsmittel müssen Einwohner und Besucher Singapurs nicht mehr lange warten. In dem 100 Hektar großen Park „Gardens by the Bay“, der neben dem Finanzzentrum der Stadt liegt, soll ein selbstfahrender Bus in diesem Sommer seinen regulären Betrieb aufnehmen. Das in Frankreich entwickelte Fahrzeug hat Platz für zehn Personen und fährt mit einer Geschwindigkeit von bis 40 Kilometern pro Stunde.

In anderen Teilen der Stadt laufen mehrere Tests ähnlicher Technologien: Im Gewerbegebiet One-North erproben Forscher aus Singapur und von der amerikanischen Hochschule MIT in diesem Jahr gemeinsam ihr fahrerloses System auf offener Straße. Der von ihnen umgerüstete Mitsubishi muss dabei unter realen Bedingungen mit anderen Verkehrsteilnehmern zurecht kommen. Bereits Ende 2015 hatten die Forscher in Singapur erste Erfahrungen mit dem Test von fahrerlosen Golfwagen gesammelt.

In One-North arbeitet auch das Start-up-Unternehmen nuTonomy an Fahrzeugen ohne Fahrer: Das Unternehmen will einen vollständig automatisierten Taxiservice entwickeln und einen Pilotversuch in diesem Jahr starten. Auch auf Singapurs Ausflugsinsel Sentosa läuft ein auf zwei Jahre angelegter Test einer autonomen Fahrzeugflotte, die Besucher per Smartphone ordern können.

Die Technologie soll zudem in der Logistik zum Einsatz kommen: Entlang der West-Coast-Autobahn will die Regierung den Einsatz fahrerloser Lastwagen testen. Staatssekretär Pang legt große Erwartungen in die Projekte: „Singapur hat begrenzten Platz und begrenztes Arbeitsangebot“, sagte er. Mit selbstfahrende Autos könnte sich der Stadtstaat seiner Meinung nach von diesen Beschränkungen befreien.

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