Laute Musik, Bier und Wasserpistolen mit Tanks voller Eiswasser: Auf Bangkoks Backpackerstraße Khao San hat Thailands traditionelles Wasserfest, das jedes Jahr im April stattfindet, kaum noch etwas mit den alten Bräuchen zu tun. Früher träufelten junge Thailänder anlässlich von Songkran ein paar Tropfen über die Hände älterer Verwandter und badeten ihre Buddha-Statuen. Inzwischen hat sich das mehrtägige Festival, das nach dem thailändischen Mondkalender das neue Jahr einleitet, nicht nur zu einer exzessiven Party entwickelt – sondern auch zur weltgrößten Wasserschlacht.
Doch in diesem Jahr droht die Feier auszutrocknen: Thailand leidet als Folge des Klimaphänomens El Niño unter der schwersten Dürre seit mehr als zwei Jahrzehnten. 700 Dörfer im Nordosten des Landes haben bereits mit akuter Trinkwasserknappheit zu kämpfen. Mehrere Tanklaster sind unterwegs, um in eine Notversorgung der am schwersten betroffenen Gebiete sicherzustellen. Im ganzen Land fürchten Bauern um ihre Ernte – und die Tourismusindustrie um ihr Geschäft.
Denn die Einnahmen an Songkran werden wohl deutlich geringer ausfallen als in den Jahren zuvor. Die Stadtverwaltung von Bangkok will das Fest eindämmen und damit den Wasserverbrauch reduzieren, der an den Neujahrsfeiertagen drei Mal höher liegt als an normalen Tagen. So soll statt an vier nur noch an drei Tagen gefeiert werden. Zudem sollen die Wasserschlachten, die in den Jahren zuvor bis tief in die Nacht gedauert hatten, nach dem Willen der Behörden bereits um 21 Uhr enden.
Auch in Korat, der zweitgrößten Metropole in Thailand, ordnete die Verwaltung Zurückhaltung bei den Wasserspielen an. Die Militärregierung, die in Thailand seit zwei Jahren an der Macht ist, rief ebenfalls zum Wassersparen auf: „Die Bevölkerung soll darauf verzichten, eimerweise Wasser zu verschütten“, sagte Regierungssprecher Sansern Kaewkamnerd. Er bat stattdessen darum, traditionell zu feiern – also Freunde und Verwandte lediglich vorsichtig zu bespritzen. Auch die Tourismusbehörde forderte Besucher dazu auf, Wasserschlachten in diesem Jahr zu unterlassen.
Die Reisernte bricht ein
Ob der Appell zur Mäßigung während des Partyexzesses Gehör finden werden, wird allerdings bereits bezweifelt. Kritiker halten die Vorschriften für kaum durchsetzbar. Wer werde das Ende der Wasserschlachten um exakt neun Uhr abends kontrollieren, fragt Alan Dawson, Kommentator bei der Lokalzeitung „Bangkok Post“. Er fügt hinzu: „Und wie hoch ist die Strafe, wenn man ein Mitglied der Stadtverwaltung noch um zehn Uhr mit einem kleinen Eimer übergießt?“
Die Behörden teilten mit, die lokale Wirtschaft habe sich zu Kooperation bereit erklärt. Lokale Händler versorgten das Partyvolk und ihre Wasserpistolen in der Vergangenheit fast rund um die Uhr mit Nachschub. Sie könnten nun zur Sperrstunde den Hahn abdrehen. Auch Hotels wurden aufgefordert, Wasser zu sparen. Gleichzeitig bemüht sich die Regierung darum, Gäste nicht zu verschrecken: Touristen hätten nicht zu befürchten, dass sie persönlich unter dem Wassermangel leiden werden, teilte Regierungssprecher Sansern mit.
Deutlich zu spüren ist die Dürre allerdings bereits bei den Bauern des Landes. Die Reisernte wird laut Prognosen der Statistikbehörden in diesem Jahr um mehr als 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahr einbrechen. 15 der 76 thailändischen Provinzen gelten inzwischen als Katastrophengebiete. Leitungswasser gibt es in Teilen des Landes nur noch wenige Stunden am Tag. Die Beschränkungen für die Wasserspiele in Bangkok sieht Vize-Gouverneur Amorn Kijchawengjul deshalb auch als symbolische Geste der Solidarität: „Wir wollen nicht, dass die Stadtbewohner Wasser achtlos verschwenden, während die Bauern leiden müssen.“
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