Im schmutzigen Geschäft mit dem Palmöl – jener Zutat, die in Schokolade, Eiscreme und Duschgels steckt – schrecken die Hintermänner sogar vor Todesdrohungen nicht zurück. Das bekamen vor wenigen Tagen indonesische Umweltinspektoren zu spüren: Sie ermittelten gegen einen Palmölkonzern wegen des Verdachts illegaler Brandrodung und wurden daraufhin gekidnappt. Ihre Entführer, die laut den Behörden in Verbindung mit dem beschuldigten Unternehmen stehen, drohten damit, die Ermittler lebendig zu verbrennen.
Der Fall unterstreicht die rabiaten Methoden in Indonesiens Palmölindustrie, die westliche Konsumartikelhersteller wie Unilever, Nestlé und Procter & Gamble mit dem Rohstoff versorgt. Seit Jahren werfen Umweltschützer den Plantagenbetreibern in dem südostasiatischen Land vor, mit illegal gelegten Bränden Regenwälder zu zerstören, um Platz für den Anbau der Ölpalmen zu schaffen. Im vergangenen Jahr verursachten die Feuer gigantische Rauchwolken, die auch benachbarte Länder wie Malaysia und Singapur einhüllten und dort für gesundheitsgefährdende Luftverschmutzung sorgten.
Aktivisten versuchen nun, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. In der vergangenen Woche legten mehrere indonesische Umweltschutzorganisationen zusammen mit koreanischen und amerikanischen Partnern eine Untersuchung vor, die dem größten Palmölproduzenten der Provinz Papua vorwirft, systematisch illegale Brandrodung eingesetzt zu haben. Die Aktivisten berufen sich dabei auf Satellitenbilder, die einen klaren Zusammenhang zwischen den Bränden und dem Plantagenausbau belegen sollen.
„Ich habe noch nie so klare Beweise dafür gesehen, dass eine Firma vorsätzlich Feuer gelegt hat“, sagte Erik Wakker, Mitarbeiter der Organisation AidEnvironment, die den Report verantwortete. Das betroffene Unternehmen, das unter dem Namen Korindo firmiert und in der Region Tausende Arbeiter beschäftigt, weist die Vorwürfe zurück. Es macht stattdessen die lokale Bevölkerung für die Brände verantwortlich. Diese seien gelegt worden, um Tiere in den Wäldern zu jagen.
Deutsche verbrauchen 1,8 Millionen Tonnen Palmöl
Den Großkunden von Korindo reicht diese Begründung offenbar nicht. Der Agrarkonzern Wilmar, der zu den größten Palmölhändlern der Welt gehört und sich vor zwei Jahren eine strikte Anti-Abholzungsrichtline verordnet hat, beendete angesichts der Vorwürfe die Zusammenarbeit mit dem indonesischen Zulieferer.
„Ich habe noch nie so klare Beweise dafür gesehen, dass eine Firma vorsätzlich Feuer gelegt hat“Erik Wakker, AidEnvironment
Das Palmöl von den umstrittenen Plantagen war zu diesem Zeitpunkt längst im Umlauf und gelangte auch auf den europäischen Markt. Verarbeitet wurde es von Wilmar-Tochterfirmen in Indonesien. Diese belieferten unter anderem eine Raffinerie im niedersächsischen Ort Brake. Auch ein Werk des US-Konzerns ADM in Hamburg verarbeitete das Korindo-Palmöl. Das Unternehmen gibt an, den Rohstoff über andere Zulieferer erhalten zu haben – nun habe man dafür gesorgt, dass Korindo aus der Lieferantengruppe entfernt wurde.
Welche Konsumartikelhersteller das Korindo-Palmöl schließlich verwendet haben, ist unbekannt. Das Geschäft mit dem Pflanzenöl, von dem in Deutschland laut einer Studie der Organisation WWF fast 1,8 Millionen Tonnen pro Jahr verbraucht werden, ist hochgradig intransparent. „Viele Firmen haben selbst keine Ahnung, wer ihre indirekten Zulieferer sind“, sagt Marisa Bellantonio, Sprecherin der Nichtregierungsorganisation Mighty, die an der Untersuchung in Indonesien beteiligt war. Sie fordert mehr Engagement der Abnehmer, um illegale Machenschaften zu stoppen. Dass Brandrodung immer noch zum Einsatz komme, zeige aus ihrer Sicht, „dass das Kontrollsystem nicht angemessen ist“.